Präventiver Weltkrieg

Kriegsallianz verspricht weitere Kriege

Werner Pirker

Noch bevor der gegen den Irak geführte Raubkrieg zu Ende ist, kündigen Vertreter des Syndikats bereits weitere Kriege an. Der britische Verteidigungsminister Geoffrey Hoon vertrat am Dienstag in einer Rede vor dem Dänischen Institut für internationale Beziehungen die Auffassung, daß künftig vermehrt mit Präventivkriegen zu rechnen sei. Es schickt sich heutzutage, die Sau rauszulassen.

Die größte Bedrohung, dozierte Mister Hoon, gehe weltweit von Terrorismus und Massenvernichtungswaffen aus. Deshalb stelle er sich hinter die Bush-Doktrin, mit Präventivschlägen gegen potentiell gefährliche Staaten vorzugehen. Das zielt gemäß einer in Washington erstellten Auflistung der Länder, die der Terrorunterstützung verdächtigt werden, auf gut die Hälfte der Staatenwelt. Und wie das Beispiel Irak zeigt: Im Zweifelsfall wird gegen den Beschuldigten entschieden. Ein Staat wird gekillt, weil ihm unterstellt wurde, im Besitz von Massenvernichtungswaffen zu sein. Von Massenvernichtungswaffen niedergezwungen, liefert der vergewaltigte Staat den traurigen Beweis, sich nicht adäquat wehren zu können, geschweige denn eine Bedrohung für andere darzustellen. Eine Verbindung zwischen dem in seinem Wesen laizistischen Baath-Regime und dem islamistischen Terror hat es nie gegeben. Es war die CIA höchstselbst, die entgegengesetzte Behauptungen aus dem Bush widerlegt hat.

Vom Kriegsverlauf im Irak ermutigt, erklärt die anglo-amerikanische Aggressionsgemeinschaft dem unterentwickelten – »potentiell gefährlichen« – Teil der Welt den Krieg. Die Umsetzung der Bush-Doktrin bedeutet nichts weniger als den permanenten »präventiven« Weltkrieg. In diesem asymmetrischen Krieg soll die soziale Ungleichheit in der Welt für immer festgeschrieben werden.

Der neue imperialistische Krieg kennt keine Kriegserklärungen mehr, weil die rücksichtslose Durchsetzung hegemonialer Interessen aus der Selbstermächtigung zur universellen Ordnungsmacht erfolgt. Der mächtigste Nationalstaat unterwirft die Nationalstaaten reihenweise seinem polizeistaatlichen Regime und beraubt sie so ihrer Staatlichkeit. Militärische Hardware »made in USA« geriert sich als Hegelscher Weltgeist.

Alles, was ist, ist vernünftig. Das bedeutet aber auch, daß auf Dauer nicht sein kann, was nicht vernünftig ist. Das US-Imperium ist ein verrottetes Regime. Es ist ein schon lange nicht mehr produktives, sondern zutiefst parasitäres System. Der Weltmeister aller Zeiten lebt auf Pump. Die Rechnung wird er irgendwann begleichen müssen. Als sich selbst erfüllende Prophezeiung werden der Kräfte, die eine potentielle Bedrohung des imperialistischen Terrorregimes darstellen, immer mehr.

Aus: JW vom 10.04.2003