Klarer Denker

Zum Tod des palästinensischen Intellektuellen Edward Said

Mustafa Barghouti*

Die Palästinensische Nationale Initiative gibt mit tiefer Bestürzung den tragischen Tod Edward Saids bekannt, der in New York im Alter von 67 Jahren dem Leukämieleiden erlegen ist, gegen das er seit elf Jahren gekämpft hat. Unsere Gedanken und unsere Liebe sind in dieser Stunde bei seiner Familie. Wir wünschen seinen Angehörigen Mut und Kraft. Sie können versichert sein, daß Edward nicht nur wegen seiner unerhörten Leistungen für immer in
Erinnerung bleiben wird, sondern auch wegen seiner bemerkenswerten Qualitäten als Freund. Obwohl Worte in einem solchen Augenblick wenig zur Linderung des Kummers und des Schmerzes beisteuern können, möchte ich hier einige Sätze zur Ehrung eines Mannes sagen, dem Respekt gebührt.Als Mann mit großem Mut und klaren Überzeugungen hat Edward Said in einer verworrenen Welt deutliche Zeichen gesetzt. Die Leidenschaft, die die treibende Kraft hinter seiner intellektuellen Begabung bildete, machte ihn zu einem Mann mit klaren Visionen, der anderen Bewunderung, Vertrauen und Achtung einflößte.

Während seine Überzeugungen und sein Engagement ihm häufig Feindschaft eintrugen, trugen seine Erklärungen und die vielen Zeugnisse seiner Empörung über die Heucheleien, Widersprüche und Niederträchtigkeiten, deren es in der Welt so viele gibt, ihm weltweit einen Ruf der Integrität und Aufrichtigkeit ein.Said war ein äußerst produktiver Autor, der sich mit sämtlichen Fragen von Kultur, Kolonialismus, Imperialismus, Sprache und Literatur auseinandersetzte. Da er Palästinenser im Exil war, bildeten seine persönlichen Erinnerungen den Hintergrund für einen Großteil seiner politischen Schriften, aber er blieb dennoch objektiv und realistisch, indem er nicht nur auf der palästinensischen Präsenz im historischen Palästina beharrte, sondern auch den Weg zu einer Zukunft wies, die Frieden möglich macht. Kein anderer Fürsprecher der palästinensischen Sache war so beredt und überzeugend, und keiner genoß so viel Bewunderung wie er.

Für die Palästinensische Nationale Initiative, eine von Edward Said mitbegründete Bewegung, die für Demokratie in Palästina kämpft, stellt der Tod dieses so einzigartigen und prominenten Sprechers, eines menschlichen Werten verpflichteten integren Mannes, der fest an Freiheit und Gerechtigkeit geglaubt hat, einen großen Verlust dar. Die Mitglieder der PNI sind entschlossen, dem Vorbild Saids nachzueifern und bleiben seiner Vision treu, indem sie weiter für all seine Hoffnungen und Werte eintreten: nicht nur für eine freies Palästina und die Freiheit der Palästinenserinnen und Palästinenser, sondern für die Freiheit aller Menschen, auf der ganzen Welt.Der Tod eines so großartigen Geistes, Menschen und Freundes ist ein unermeßlicher Verlust. Sein in jahrzehntelanger Arbeit entstandenes, herausragendes Werk und alles, wofür Edward Said stand, werden für immer ein Denkmal für Gerechtigkeit und für die Menschenrechte sein. Das Andenken an seinen Mut, seine Freundlichkeit, seine Hoffnung und sein Engagement wird für immer in unseren Herzen bleiben.

* Dr. Mustafa Barghouti ist Mitbegründer der Palästinensischen Nationalen Initiative (PNI). Übersetzung aus dem Englischen: Michael Schiffmann (Übersetzer des Buches »Frieden in Nahost? Essays über Israel und Palästina« von Edward W. Said, Heidelberg, Palmyra, 1997). Von Edward Said erschien im vergangenen Jahr im Berlin-Verlag die Aufsatzsammlung »Das Ende des Friedensprozesses. Oslo und danach«

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