Gewerkschaftliche Krise

Seit Jahren ist man sich über die Gewerkschaftsbewegung in einer Sache einig: dass die Gewerkschaften in einer Krise stecken. Ein großer Kreis von Gewerkschaftsführern, Gewerkschaftsmitgliedern, von Arbeitern bis zu den Akademikern ist der Ansicht, dass die Gewerkschaften am Ende sind. Auch die jeweiligen politischen Bewegungen, die zugunsten der Arbeiter Politik machen, teilen diese Auffassung.

Als Anzeichen für die Krise der Gewerkschaften wird fast immer der Mitgliederschwund der Gewerkschaften genannt. Es ist in der Tat richtig, dass sowohl in unserem Land als auch in vielen Ländern der Welt sämtliche Gewerkschaften Mitglieder verlieren. Natürlich gibt es einige Länder, in denen, entgegen diesem Trend die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder am wachsen ist. Beispielsweise ist Norwegen ein Land, in der die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder steigt. Auch in der Türkei organisieren sich Angestellte des öffentlichen Dienstes in Gewerkschaften. In einigen Ländern der sog. Dritten Welt werden neue Gewerkschaften und Konföderationen gegründet, doch sie haben nicht die Kraft, den generellen Trend rückläufig zu machen.

Die Zahl der Arbeiter erhöht sich, auch die der Nichtorganisierten

Der Grund für die Abnahme der Zahlen der organisierten Arbeitern ist nicht der Rückgang der Arbeiterzahlen. Zwar ist in Europa festzustellen, dass in bestimmten Branchen, wie Bergbau und Stahl die Zahl der Beschäftigten abnimmt. Aber demgegenüber ist die Dienstleistungsbranche stetig am wachsen. In den unter der Hegemonie des Imperialismus stehenden Ländern wächst sogar die Zahl der Arbeiter. Kurz um, die Arbeiterklasse in der Welt nimmt zu, während die Zahl der organisierten Arbeiter immer weniger wird.

Diese Tatsache hat entgegen der Entwicklung in den 60er und 70er Jahren insbesondere in Frankreich, den USA und der Türkei gefährliche Ausmaße angenommen. Weil die Gewerkschaftsbewegung dem Mitgliederschwund keine erfolgreiche Neumitgliederwerbung entgegen bringen kann, muss diese Entwicklung als eine ernste Krise der Gewerkschaften bewertet werden.

Erfolgslose Tarifabschlüsse und Streiks

Ein weiteres Anzeichen für die Gewerkschaftskrise ist die Tatsache, dass die Gewerkschaften immer öfter wirkungslose Streiks und somit erfolglose Tarifabschlüsse zustande bringen. Dies gilt für abhängige Länder wie die Türkei im besonderem. Es ist in den letzten Jahren fast unmöglich einen erfolgreichen Tarifabschluss als Beispiel zu nennen.

Die vorhandenen Gewerkschaften zeigen sogar in ihrem ureigenen Betätigungsfeld des Erhaltes der Reallöhne keinerlei Erfolge. So setzt sich ein Verständnis durch, der den Inflationsausgleich als Erfolg bewertet. Dennoch können Rückschritte in den demokratischen und sozialen Rechten nicht abgewehrt werden. Unternehmer setzen Bestimmungen über „flexible Arbeitszeiten“ in die Tarifabschlüsse und durch die Überlassung der Themen über den Kündigungsschutz, Wochenarbeitszeit, Arbeitsbedingungen und Löhne in die Initiative der Unternehmer, verlieren Gewerkschaften den Kern ihrer Aufgaben.

In den Zahlen der organisierten Streiks ist ein größerer Rückgang zu Beobachten. Der Streik als Mittel der Verteidigung verliert an Wirkung. Gegen Streikandrohungen reagiert das Kapital mit der Drohung der Standortverlagerung. Der „Massenstreik“ war jahrzehnte lang die wichtigste und einende Kraft der Gewerkschaften. Heute wird diese wirkungsvolle Waffe kaum noch genutzt. Der Rückgang von Streikzahlen begründet sich nicht in umfangreichen Einigung zwischen den Unternehmern und den Gewerkschaften, sondern darin, dass die Gewerkschaften sich scheuen in Streik zu treten.

Natürlich sollte die Streiksituation nicht in Rahmen eines allgemeinen Trends bewertet werden. Denn es gibt auch andere Beispiele. Sowohl in unserem Land als auch in anderen Ländern gibt es erfolgreiche Streiks und Tarifabschlüsse. Die Beispiele aus Süd Korea, Mexiko, Frankreich usw. sollten, obwohl sie keine Richtungsänderung im Allgemeinen bedeuten, als positive Tendenzen in Richtung der Zukunft aus der Krise betrachtet werden.

Vertrauensverlust bei den Arbeitern

Neben dieser Negativentwicklung ist es zu beobachten, dass sowohl der Staat als auch das Kapital versuchen, der Öffentlichkeit zu suggerieren, dass die Gewerkschaften ihre historischen Funktionen verloren hätten. Diese meinungsmachende Kampagne stößt bei den Arbeitern auf Zustimmung. Vorhandene gewerkschaftliche Organisationen und deren Praxis hat für die Arbeitermassen keine Attraktivität mehr. Insbesondere die Bürokratie und Degenerierung innerhalb der Gewerkschaften führen zu Vertrauensverlusten. Daher sollte auch dieser Vertrauensverlust als einer der Anzeichen für die gewerkschaftliche Krise gesehen werden. Insbesondere ist in qualifizierten Teilen der Arbeiterklasse ein großer Vertrauensverlust in die gewerkschaftliche Arbeit vorhanden. Die Nichtanerkennung der Gewerkschaften als Selbstorganisationen, Entfremdung und die weitverbreitete Meinung, dass Gewerkschaften ihre Interessen nicht verteidigen können begründen diesen Vertrauensverlust.

Wirkungslosigkeit in der Politik

Die Wirkungslosigkeit der Gewerkschaften, die Forderungen der Arbeiter in den politischen Bereich zutragen ist einer der weiteren Krisengründe. Heute verabschieden sich die Gewerkschaften nach und nach von den politischen Funktionen, welche sie bis heute als Interessenvertretung, als Lobby der Arbeiter und als Organisationen, die „der Einheit des ökonomischen, demokratischen und politischen Kampfes“ bewusst waren, inne hatten. Anders gesagt, die Gewerkschaften können die Forderungen und Interessen der Arbeiterklasse nicht wie früher wirkungsvoll in die Politik tragen.

Diese Beispiele könnten weiterfortgeführt werden. Es wäre auch möglich, entgegengesetzte Beispiele aufzulisten. Jedoch würden diesen nicht einen allgemeinen Trend, sondern nur Ansätze aufzeigen, wie man aus der heutigen Krisensituation herauskommen könnte. Die gewerkschaftliche Krise zeigt sich insbesondere in Gewerkschaften, die in das System integriert sind und dessen Teile geworden sind, als Zusammenbruch. Dennoch möchten wir betonen, dass die Krise der Gewerkschaften keine eigenständige Tatsache ist. Die Krise der Gewerkschaften ist ein Teil der Krise der Arbeiterbewegung und der gesellschaftlichen Bewegungen.

Es stellt sich dann die Frage auf, welche Bedeutung die Krise für die Zukunft der Gewerkschaften und der Arbeiterbewegung hat. Diese Krise zeigt, dass die Teile der traditionellen Gewerkschaftsbewegungen, gegen die Entwicklungen die diese Krise verursacht haben, keinen Widerstand aufbringen können. Die traditionellen Gewerkschaften sind nicht in der Lage, die Gründe ihrer Schwächung zu bekämpfen.

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