Interview mit der Schauspielerin Serpil Turhan

von Martina Priessner

Serpil Turhan, 23, Schauspielerin; studiert an der FU Berlin Theaterwissenschaft; hat mit 16 angefangen als Schauspielerin zu arbeiten. Ihre wichtigsten Rollen hatte sie in Thomas Arslan´s „Geschwister“ (1996) und „Der schöne Tag“ (2000), sowie in „Guerillas“ (2000) von Neco Celik und Rudolf Thome´s Film „Rot und Blau“ (2002). Im April beginnen die Dreharbeiten für den nächsten Film wieder mit dem Regisseur Thome; genauere Infos gibt´s dazu noch nicht.

Was ist das besondere an so einer Juryarbeit?

Ich war ja schon öfter mal auf Festivals und hab mir dann auch drei Filme hintereinander angeschaut, aber diesmal waren es halt jeden Tag drei Filme, insgesamt 19 Filme und dann hab ich mir zusätzlich noch bestimmt 10 weitere so für mich angeschaut. Aber es war wirklich sehr interessant, das so kontinuierlich zu machen und so viele verschiedene Filme aus verschiedenen Ländern zu sehen.

Was hat dich an den Arbeiten am meisten beeindruckt?

Die Tatsache, dass es sich bei den meisten Filmen ja um Debütfilme handelt. Da waren wirklich sehr schöne Sachen dabei. Dokumentationen, Spielfilme oder so eine Mischung aus Dokumentation und Fiktion, also eine sehr breite Palette. Zu sehen, was Menschen aus verschiedenen Ländern alles machen. Auch thematisch war alles dabei: politische Sachen, Psychologie, Alltag, Einsamkeit, alles.

Schaut man sich die Filme als Jurymitglied anders an und welche Kriterien legst du an?

Das ist ja meine erste Juryarbeit und ich habe mich dasselbe gefragt. Ich glaube da gibt´s verschiedene. Wir haben aber keinerlei Anleitung bekommen und da meine beiden Kollegen viel, viel erfahrener sind und bestimmt schon dreimal so viel gesehen haben wie ich, war das eine sehr interessante Erfahrung. Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich selber sehr viel nach Bauch gegangen, aber ich habe auch immer mehr gemerkt, dass man sich auf ganz verschiedene Aspekte konzentrieren kann, sei es die Kameraführung, die Schauspieler, die Dramaturgie…viele Sachen. Ich bin aber eher intuitiv herangegangen und habe versucht mir die Sachen wirklich genau anzuschauen.

Was fasziniert dich am Kino?

Die verschiedenen Geschichten. Mich fasziniert, dass man eintauchen, abtauchen und auch fliehen kann. Ich hab in der ganzen Zeit wirklich nicht so viel von der Außenwelt mitbekommen. Es gab Tage, wo ich abends völlig fertig war, weil ich drei oder vier Filmen gesehen habe und jedes Mal so beansprucht wurde. Teil zu haben an einer Geschichte und den Bildern, sich emotional darauf einzulassen, sich zu ärgern, da passiert so viel.

Wie war die Zusammenarbeit mit den beiden anderen Jurymitgliedern?

Wir hatten eine sehr gute Kommunikation und es war sehr spannend, weil wir alle ganz verschiedene Backgrounds und Erfahrungen im Filmbereich mitbrachten. Ich hab´s mir schwieriger vorgestellt. Aber auch bei der Entscheidung waren wir uns alle einig und ich bin sehr zufrieden. Ich hatte nämlich Angst davor, dass das schwierig werden würde, weil ich noch so unerfahren bin oder Filme anders sehe, nicht so analytisch. Aber es hat wunderbar funktioniert. Es war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis mit so erfahrenen Leuten an einem Tisch zu sitzen und auf einen Nenner zu kommen.

Hast du dir schon mal überlegt auf die andere Seite zu wechseln, also hinter die Kamera, selbst einen Film zu drehen?

Ja, ich bin auch gerade dabei mich umzuschauen. Bei dem neuen Projekt hat es nicht geklappt weil sie mich als Schauspielerin haben wollten. Aber es gibt schon ein, zwei Projekte wo ich hinter der Kamera mitarbeiten werde. Das interessiert mich sehr und ich habe mich noch nicht festgelegt.