1 Was ist eigentlich Kapitalismus?
„Zweck und treibendes Motiv der kapitalistischen Produktion ist nicht Mehrwert schlechthin, in beliebiger Menge, in einmaliger Aneignung, sondern Mehrwert schrankenlos, in unaufhörlichem Wachstum, in einer immer größeren Menge.“
RL, Akkumulation des Kapitals, GW Bd. 5, Berlin 1975, S.16
„Die kapitalistische Produktionsweise hat das Eigentümliche, dass für sie die menschliche Konsumtion, die jeder früheren Wirtschaftsform Zweck war, nur ein Mittel ist, das dem eigentlichen Zweck dient: der Anhäufung von kapitalistischem Profit. Das Selbstwachstum des Kapitals erscheint als Anfang und Ende, als Selbstzweck und Sinn der ganzen Produktion.“
RL, Einführung in die Nationalökonomie, GW, Bd. 5, S. 775
2 Wann hat der Kapitalismus eigentlich angefangen und wo?
„Als ob die kapitalistische Entwicklung umgekehrt geschichtlich möglich wäre, wenn das Kapital von Anfang an lediglich auf die von ihm selbst hergestellten Produktions- und Konsumtionsmittel angewiesen wäre!“
RL, Antikritik [= Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben. Eine Antikritik]. GW Bd 5. Berlin 1985, S. 476.
3 Der Profit und seine Vermehrung: woher und wieviel?
„Der natürliche Trieb des Kapitalisten zur Vergrößerung des den Arbeitern abgepressten Mehrwerts findet vor allem zwei einfache Wege, die sich sozusagen von selbst bieten, wenn wir die Zusammensetzung des Arbeitstages betrachten. […]: entweder den ganzen Arbeitstag verlängern oder den ersten, bezahlten Teil des Arbeitstages verkürzen, das heißt den Lohn des Arbeiters herabdrücken.“
RL, Einführung in die Nationalökonomie. GW Bd. 5 Berlin 1985, S. 742.
4 Rosa Luxemburg: Was war ihre große Idee vom Kapitalismus? Und was bleibt
„Damit die Akkumulation tatsächlich vollzogen wird, ist also unbedingt erforderlich, dass die von dem neuen Kapital erzeugte zuschüssige Warenmenge auf dem Markt einen Platz für sich erobert, um realisiert werden zu können.“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd. 5. Berlin 1985, S. 22
„Es hat keinen ersichtlichen Zweck zu fragen: Wo kommt das Geld her, um den Mehrwert zu realisieren? Sondern die Frage muss lauten: Wo kommt die Nachfrage her, wo ist das zahlungsfähige Bedürfnis für den Mehrwert?“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd.5 Berlin 1985, S. 132.
„Die Kapitalakkumulation als geschichtlicher Prozess arbeitet sich vom ersten bis zum letzten Tage mitten in einem Milieu vorkapitalistischer Formationen vorwärts, im stetigen politischen Kampfe und in unaufhörlichen politischen Wechselwirkungen mit ihnen.“
RL, Antikritik, in: GW, Bd.5, S.432
5 Was heißt „globaler“ Kapitalismus? Geopolitik und Geoökonomie: Ist „Raum“ das neue Schlüsselwort für den neuen Kapitalismus?
„Die Sache wird ganz klar, wenn wir uns für einen Augenblick vorstellen, die Entwicklung des Kapitalismus sei so weit vorgeschritten, dass auf der ganzen Erdkugel alles, was von Menschen produziert wird, nur kapitalistisch, das heißt nur von kapitalistischen Privatunternehmern in Großbetrieben mit modernen Lohnarbeitern, produziert wird. Alsdann tritt die Unmöglichkeit des Kapitalismus deutlich zutage.“
RL, Einführung in die Nationalökonomie. GW Bd. 5. Berlin 1985, S. 778.
„Die imperialistische Phase der Kapitalakkumulation oder die Phase der Weltkonkurrenz des Kapitals umfasst die Industrialisierung und kapitalistische Emanzipation der früheren Hinterländer des Kapitals, in denen es die Realisierung seines Mehrwerts vollzog. Die spezifischen Operationsmethoden dieser Phase sind: auswärtige Anleihen, Eisenbahnbauten, Revolutionen und Kriege.“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd 5. Berlin 1985, S. 365.
6 Gibt es einen „neuen“ Imperialismus?
„Das Zeichen, unter dem sich diese ganze Entwicklung auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet vollzogen hat...heißt Imperialismus. Kein neues Element, keine unerwartete Wendung ist es in der allgemeinen historischen Bahn der kapitalistischen Gesellschaft. Rüstungen und Kriege, internationale Gegensätze und Kolonialpolitik begleiten die Kapitalsgeschichte von ihrer Wiege an. Es ist die äußerste Steigerung dieser Elemente, ein Zusammenrücken, ein gigantisches Auftürmen dieser Gegensätze, was eine neue Epoche im Werdegang der heutigen Gesellschaft ergeben hat. In dialektischer Wechselwirkung, zugleich Folge und Ursache der gewaltigen Kapitalakkumulation und der mit ihr gegebenen Verschärfung und Zuspitzung des Gegensatzes im Innern zwischen dem Kapital und der Arbeit, auswärts zwischen den kapitalistischen Staaten, hat der Imperialismus die Schlussphase, die gewaltsame Weltaufteilung durch das stürmende Kapital eröffnet.“
RL, Der Maigedanke auf dem Vormarsch, GW, Bd.3, S.193
„Der Imperialismus ist der politische Ausdruck des Prozesses der Kapitalakkumulation in ihrem Konkurrenzkampf um die Reste des noch nicht mit Beschlag belegten nichtkapitalistischen Weltmilieus.“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd 5. Berlin 1985, S. 391.
„Hier herrschen als Methoden Kolonialpolitik, internationales Anleihesystem, Politik der Interessensphären, Kriege. Hier treten ganz unverhüllt und offen Gewalt, Betrug, Bedrückung, Plünderung zutage und es kostet Mühe, unter diesem Wust der politischen Gewaltakte und Kraftproben die strengen Gesetze des ökonomischen Prozesses aufzufinden.“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd 5. Berlin 1985, S. 397f.
7 Was ist der neoliberale Kapitalismus?
„Der Kapitalismus kommt zur Welt und entwickelt sich historisch in einem nichtkapitalistischen sozialen Milieu. In den westeuropäischen Ländern umgibt ihn zuerst das feudale Milieu, aus dessen Schoß er hervorgeht … Außerdem umgibt den europäischen Kapitalismus ein gewaltiges Terrain außereuropäischer Kulturen, welches die ganze Skala von Entwicklungsstufen von den primitivsten kommunistischen Horden wandernder Jäger und Sammler bis zur bäuerliche und handwerksmäßigen Warenproduktion darbietet. Mitten in diesem Milieu arbeitet sich der Prozess der Kapitalakkumulation vorwärts.“
RL, Akkumulation des Kapitals, in: GW, Bd. 5, S. 316
„Sowenig wie die Kapitalakkumulation in ihrer sprunghaften Ausdehnungsfähigkeit auf den natürlichen Zuwachs der Arbeiterbevölkerung zu warten und mit ihm auszukommen vermag, sowenig wird sie auch die natürliche langsame Zersetzung der nichtkapitalistischen Formen und ihren Übergang zur Warenwirtschaft abwarten und sich mit ihm begnügen. Das Kapital kennt keine andere Lösung der Frage als Gewalt, die eine ständige Methode der Kapitalakkumulation als geschichtlicher Prozess ist, nicht bloß bei der Genesis, sondern bis auf den heutigen Tag.“
RL, Akkumulation des Kapitals, in: GW, Bd. 5, S. 319
8 Wer wird Milliardär? Und wer Maulwurf?
Nun, Parteigenossen, heute erleben wir den Moment, wo wir sagen können: Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner. Wenn wir heute in unserem Programm erklären: Die unmittelbare Aufgabe des Proletariats ist keine andere als - in wenigen Worten zusammengefasst - den Sozialismus zur Wahrheit und Tat zu machen und den Kapitalismus mit Stumpf und Stiel auszurotten, so stellen wir uns auf den Boden, auf dem Marx und Engels 1848 standen und von dem sie prinzipiell nie abgewichen waren. (...) Ihr seht ja an den Vertretern dieses Marxismus, wohin er heutzutage geraten, als Neben- und Beigeordneter der Ebert, David und Konsorten. Dort sehen wir die offiziellen Vertreter der Lehre, die man uns jahrzehntelang als den wahren, unverfälschten Marxismus ausgegeben hat. Nein, Marxismus führte nicht dorthin, zusammen mit den Scheidemännern konterrevolutionäre Politik zu machen. Wahrer Marxismus kämpft auch gegen jene, die ihn zu verfälschen suchten, er wühlte wie ein Maulwurf in den Grundfesten der kapitalistischen Gesellschaft, und er hat dazu geführt, dass heute der beste Teil des deutschen Proletariats unter unserer Fahne, unter der Sturmfahne der Revolution marschiert und wir auch drüben, wo die Konterrevolution noch zu herrschen scheint, unsere Anhänger und künftigen Mitkämpfer besitzen.
Rede von Rosa Luxemburg zum Aktionsprogramm auf dem Gründungsparteitag der KPD am Dienstag, den 31. Dezember 1918 in der Nachmittagssitzung, in: Protokoll des Gründungsparteitages der Kommunistischen Partei Deutschlands 1918, Berlin 1972 S.202
In den Anzeichen, die die Bourgeoisie, den Adel und die armseligen Rückschrittspropheten in Verwirrung bringen, erkennen wir unsern wackern Freund Robin Goodfellow, den alten Maulwurf, der so hurtig wühlen kann, den trefflichen Minierer - die Revolution.
Karl Marx, Rede auf der Jahresfeier des "People's Paper" am 14. April 1856 in London, in: MEW Berlin 1961, Bd. 12 S.4.
9 Und das Ende der Geschichte: wann endlich kommt es zum großen Kladderadatsch und ist der Kapitalismus zu Ende?
„Es ist klar, dass, wenn man die schrankenlose Akkumulation des Kapitals annimmt, man auch die schrankenlose Lebensfähigkeit des Kapitals bewiesen hat.“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd 5. Berlin 1985, S. 276 f.
„In dem Moment, wo das Marxsche Schema der erweiterten Produktion der Wirklichkeit entspricht, zeigt es den Ausgang, die historische Schranke der Akkumulationsbewegung an, also das Ende der kapitalistischen Produktion.“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd 5. Berlin 1975 S. 364.
„Je gewalttätiger das Kapital vermittels des Militarismus draußen in der Welt wie bei sich daheim mit der Existenz nichtkapitalistischer Schichten aufräumt und die Existenzbedingungen aller arbeitenden Schichten herabdrückt, um so mehr verwandelt sich die Tagesgeschichte der kapitalistischen Akkumulation auf der Weltbühne in eine fortlaufende Kette politischer und sozialer Katastrophen und Konvulsionen, die zusammen mit den periodischen wirtschaftlichen Katastrophen in Gestalt der Krisen die Fortsetzung der Akkumulation zur Unmöglichkeit, die Rebellion der internationalen Arbeiterklasse gegen die Kapitalherrschaft zur Notwendigkeit machen werden...“
RL, Die Akkumulation des Kapitals. GW Bd 5. Berlin 1975 S. 410f